Was ist die Reinkarnationstherapie?

Was ist die Reinkarnationstherapie?

Unser therapeutischer Ansatz.

Doktor José Luis Cabouli mit einem T-Shirt mit einer Blume und einem O.

Die Past Life Therapy (PLT) oder auch Reinkarnationstherapie ist eine transpersonale psychotherapeutische Technik, die im Wesentlichen darin besteht, das Unbewusste bewusst zu machen. Dabei kommen ungelöste traumatische Erfahrungen, die im Unbewussten verborgen waren, ins Bewusstsein. Da sich die Menschen bei diesen Erfahrungen oft in einem anderen Körper, in einer anderen Zeit wiederfinden und in diesem Körper den Tod erleben, wird diese Technik als Reinkarnationstherapie bezeichnet.

Entgegen der landläufigen Meinung basiert die PLT also nicht auf die Reinkarnation, sondern vergangene Leben tauchen als Folge der therapeutischen Arbeit auf. Wenn der Therapeut weiß, wie er mit dem Symptom, das der Patient zu einem bestimmten Zeitpunkt in der therapeutischen Arbeit präsentiert, in die Tiefe gehen kann, wird er auf eine Erfahrung stoßen, die nicht zum gegenwärtigen Leben gehört.

Obwohl sich die PLT erst in den 1970er-Jahren allgemein und massiv zu verbreiten begann, gibt es sie eigentlich schon seit mehr als einem Jahrhundert. 1904 stieß der Ingenieuroberst Albert de Rochas, Verwalter der Ecole Polytechnique in Paris, nach jahrelangen Forschungen über die tiefen Zustände der Hypnose auf das Phänomen der aufeinanderfolgenden Leben. Rochas nannte diesen Prozess Gedächtnisregression, ein Begriff, der auch heute noch zur Bezeichnung dieser Technik verwendet wird.

Im Jahr 1978 veröffentlichte Dr. Morris Netherton sein erstes Buch, das den Begriff Past Life Therapy (Rückführungstherapie) im Titel trägt. Der Titel stammt aus einer Befragung von dreihundert Studenten einer kalifornischen Universität, die das Buch zu lesen bekamen. Es waren diese Studenten, die den Titel mehrheitlich wählten, der die Therapie ab diesem Zeitpunkt kennzeichnen sollte.

Im Jahr 1988 veröffentlichte Dr. Brian Weiss sein Buch Viele Leben, viele Weisen. Dieses Buch wurde zu einem Bestseller, der der Past Life Therapy ihren endgültigen weltweiten Anstoß gab.

Obwohl die Reinkarnationstherapie als eine transpersonale Heiltechnik angesehen wird, ist es angemessener, sie als eine Therapie der Seele zu definieren, da die Schmerzen in der Seele liegen und es die Seele ist, die geheilt werden muss. Aber wir können noch etwas hinzufügen: Wir haben gesagt, dass es bei der PLT im Grunde darum geht, das Unbewusste bewusst zu machen. Nun definierte André Breton den Surrealismus als spontanen verbalen Ausdruck des Unbewussten; also könnten wir in Anlehnung an Breton auch sagen, dass die PLT eine surrealistische Heiltechnik ist.

Wie funktioniert die Reinkarnationstherapie?

Hypnose ist in der Arbeit mit PLT weit verbreitet; es ist jedoch nicht notwendig, auf Hypnose zurückzugreifen. Unser therapeutischer Ansatz basiert auf dem Konzept des Gefangenseins der Seele und darauf, dass wir eine Aufzeichnung all unserer Erfahrungen haben, diese Aufzeichnung jedoch vom physischen Bewusstsein ausgeschlossen ist.

Für die Seele gibt es keine Zeit, die Seele ist zeitlos, so dass jedes Ereignis, das vor fünfzig, hundert oder zehntausend Jahren stattgefunden hat, für die Seele so ist, als wäre es gerade erst geschehen.

Wenn eine Erfahrung emotional nicht auf befriedigende Weise gelöst werden kann, wenn man nicht alles, was in einer traumatischen Situation geschieht, fühlen und erleben kann, gibt es eine Bewusstseinseinschränkung, und das gilt sowohl für Ereignisse in vergangenen Leben als auch im gegenwärtigen Leben. Die Erfahrung kann so schrecklich und unerträglich sein, dass es unmöglich ist, alles, was auf körperlicher, emotionaler und mentaler Ebene geschieht, bewusst zu fühlen.

Wenn dann auch noch der Tod eintritt, ist die Seele körperlos und kann nicht alles verarbeiten, was geschehen ist. In der Seelendimension sind wir Energie, und ungelöste Schmerzen und Emotionen sind ebenfalls Energie. Wir brauchen den Körper, um diese Erfahrung abschließen zu können. Wenn es keinen Körper gibt, kann die Erfahrung nicht verarbeitet und abgeschlossen werden.

Dies führt zu einem Gefangensein des Bewusstseins. Einerseits stirbt der Körper; als Folge der Zeitlosigkeit der Seele bleibt das Bewusstsein jedoch in einem Ereignis gefangen, das sich in einem endlosen Zyklus weiter ereignet. Der Körper stirbt, aber die Erfahrung geht weiter, und aus dieser Erfahrung, in der das Bewusstsein gefangen ist, entstehen die Symptome, die eine Person aufweisen kann.

Wenn eine Person nicht in einen Aufzug einsteigen kann, weil sie das Gefühl hat zu ersticken, Hizewallungen hat und das Gefühl, dem Tod nahe zu sein, dann liegt das daran, dass ein anderer Teil von ihr in einer Erfahrung erstickt, die noch nicht zu Ende ist und die in einer anderen Realität stattfindet. Das Ersticken, die Tachykardie und das Gefühl des bevorstehenden Todes gehören zu dem Teil des Bewusstseins, der in der Erfahrung gefangen ist, in der er entkörperlicht wurde und wo er sich immer noch quält oder darum kämpft, aus dieser Erfahrung herauszukommen. Die Person kann nicht wissen, was vor sich geht, weil alles auf einer unbewussten Ebene geschieht, außerhalb ihres aktuellen körperlichen Bewusstseins. Sie erlebt jedoch die Symptome und Empfindungen so, als ob sie tatsächlich sterben würde. Irgendwie sind wir in einer anderen Realität gefangen, einer nicht alltäglichen Realität, als ob wir zwei Leben gleichzeitig leben würden. Und aus dieser anderen Realität, in der wir gefangen sind, kommen die Symptome, die wir im jetzigen Leben unweigerlich spüren und für die wir keine Erklärung haben. Aber diese andere Realität findet hier und jetzt statt, während wir unser tägliches Leben leben. Deshalb kann ein Ereignis, das in einem anderen Körper, in einem anderen Leben stattgefunden hat, unser gegenwärtiges Leben beeinflussen und prägen.

Wenn wir das verstanden haben, verstehen wir, dass es keine Notwendigkeit gibt, auf Hypnose zurückzugreifen; nicht einmal auf eine Entspannungs- oder Induktionsübung. Es gibt auch keine Zeitreisen, aus dem einfachen Grund, dass die Zeit für die Seele nicht existiert und alles hier und jetzt nur in zwei verschiedenen Realitäten geschieht. Und diese andere Realität, die von unserem Bewusstsein ausgeschlossen ist, ist die ganze Zeit bei uns. Sie findet nur auf einer unbewussten Ebene statt. Alles, was wir tun müssen, ist, diese Erfahrung, die bereits auf der unbewussten Ebene stattfindet, ins physische Bewusstsein zu bringen. Wie wir zu Beginn sagten: das Unbewusste bewusst machen.

Bei der PLT geht es also im Grunde darum, die Erfahrungen, die bereits in der Realität des Unbewussten stattfinden, ins physische Bewusstsein zu bringen, um sie im Hier und Jetzt des tatsächlichen physischen Körpers therapeutisch zu bearbeiten. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein Ereignis aus einem vergangenen Leben, aus dem fötalen Leben, aus der Geburt oder aus der frühen Kindheit handelt. Auf der unbewussten Ebene koexistieren alle Erfahrungen gleichzeitig, und diejenige, die die Seele des Patienten zur Heilung braucht, wird zum Vorschein kommen.

In einer therapeutischen Sitzung hilft der Therapeut dem Patienten, das, was im Unterbewusstsein bereits geschieht, ins physische Bewusstsein zu bringen. Sobald die traumatische Erfahrung, die aus dem Bewusstsein verdrängt wurde, bewusst geworden ist, wird die Person ermutigt, diese Erfahrung so wiederzugeben, als ob sie da wäre. Es ist klar, dass nicht alle Menschen diese Erfahrung auf dieselbe Weise machen. Im Allgemeinen empfinden die meisten Patienten es als tiefgreifend mit intensiven körperlichen Empfindungen. Manche Menschen wiederum sind sehr geistig oder rational und finden es schwierig, das zu erleben, was für andere natürlich ist.

Der Patient sollte so weit wie möglich ermutigt werden, im physischen Körper zu spüren, was in der nicht alltäglichen Realität geschieht. Hier findet die therapeutische Arbeit statt. Während der Sitzung wird der Therapeut dem Patienten helfen, sich der körperlichen, emotionalen und mentalen Reaktionen bewusst zu werden, die sein gegenwärtiges Leben beeinflussen, und ihm helfen, all diese Empfindungen endgültig zu beenden.

Da es sich um eine vergangene Lebenserfahrung handelt, ist es unvermeidlich, in diesem Leben den Tod zu erfahren, um sich endgültig aus den Fesseln zu befreien.

Je nach der jeweiligen Vorgeschichte kann es notwendig sein, am fötalen Leben, an der Geburt und an der frühen Kindheit zu arbeiten. Manchmal geschieht dies spontan. Manchmal kann dies in der gleichen Sitzung geschehen. Häufiger muss es in späteren Sitzungen geschehen. Für manche Menschen war die Geburt die traumatischste Erfahrung ihres Lebens, und sie können das Problem, das sie belastet, lösen, indem sie nur an der Schwangerschaft und der Geburt arbeiten.

Mit der PLT können alle emotionalen Zustände oder Konflikte behandelt werden, die in der Regel der Grund für eine Beratung in der traditionellen Therapie sind. Die häufigsten Beratungsanlässe sind u. a. Phobien, Ängste, Sorgen, Unruhe, Unsicherheit, Schuldgefühle, Übergewicht, Schlaflosigkeit, psychosomatische Störungen, chronische Kopfschmerzen und sexuelle Funktionsstörungen, aber auch emotionale Bindungsschwierigkeiten, Angst vor emotionaler Bindung oder konfliktbeladene Beziehungen.

Die Kontraindikationen sind relativ und hängen grundsätzlich von der jeweiligen Person ab. Es ist nicht möglich, mit einer Person zu arbeiten, deren geistige Fähigkeiten geschwächt oder verändert sind, da ein intellektuelles Verständnis für die Durchführung der therapeutischen Arbeit erforderlich ist. Es ist natürlich nicht möglich, mit einer Person zu arbeiten, die einen akuten Herzinfarkt oder anhaltende Herzrhythmusstörungen hat, aber es ist möglich, mit Menschen zu arbeiten, die in der Lage sind, ihre üblichen Tätigkeiten ohne Schwierigkeiten auszuführen. Bei Kindern ist es möglich, mit ihnen zu arbeiten, sobald sie in der Lage sind, eine Beziehung zum Therapeuten aufrechtzuerhalten, aber idealerweise sollte der Therapeut Erfahrung in der Arbeit mit Kindern haben und in PLT ausgebildet sein.

Mit der Past Life Therapy ist es möglich, über die Auflösung des ursprünglichen Symptoms hinauszugehen. Wenn die Person die therapeutische Arbeit konsequent durchführt, kann sie ein neues Bewusstsein für sich selbst und die Welt um sie herum erlangen.

Die Reinkarnationstherapie kann dem Patienten helfen, den Grund für seine gegenwärtigen Umstände zu verstehen, die Verantwortung für sein gegenwärtiges Leben zu übernehmen, ohne jemandem die Schuld für die Situationen zu geben, die er durchlebt, und schließlich den wahren Zweck und Sinn dieses Lebens zu finden.

Dr. José Luis Cabouli, August 2017.
Übersetzung ins Deutsche: Maja Zoll.

Link zum Originalartikel auf Spanisch auf der Website der Asociación Argentina de Terapia de Vidas Pasadas (AATVP) [Argentinische Vereinigung für Therapie von vergangener Leben (AATVP)]:

https://www.aatvp.com/articulos/