Brian Weiss: „Wir sind Seelen und gehen von Körper zu Körper“.
El Periodico de Catalunya, Mittwoch, 21. Januar 2009. Meinung. Seite 80.
Interview mit Brian Weiss, Psychiater Spezialist in Regressionstherapie.
In den Vereinigten Staaten hat er etwa 4.000 Patienten behandelt, die Erinnerungen an ihre früheren Leben haben.
Brian Weiss: „Wir sind Seelen und gehen von Körper zu Körper“.
Gaspar Hernández.
Brian Weiss. Foto: Joan Cortadellas.
–Viele Wissenschaftler lehnen ihre Theorien ab.–
–Ja, und diese Ablehnung ist für mich eine Herausforderung seit den achtziger Jahren. Die Wissenschaftler verlangen Studien und ich behandle einen Fall nach dem Anderen.–
–Wie kann man die Wiedergeburt wissenschaftlich beweisen?–
–In erster Linie, indem man einen offenen Geist bewahrt. Es geht darum, einen Fall nach dem Anderen zu analysieren und eine Hypothese zu entwickeln. Viele Wissenschaftler haben vergessen, dass ein offener Geist die Basis der Wissenschaft ist und nicht mit vorgefertigten Ideen durch die Welt zu gehen. Ich empfehle meinen Arztkollegen die Regressionstherapie zu probieren, und dann werden sie selbst sehen.–
–Was heisst für Sie „früheres Leben“?–
–Eine Erinnerung, die du von dir hast, in der du dich in einem anderen Körper wiedererkennst, in einer anderen Zeit, aber mit der absoluten Gewissheit, dass du es bist. Diese Erinnerung kannst du auf vielerlei Art und Weise haben, sogar in Träumen, und diese Erinnerung kann manchmal eine Angst in der Gegenwart erklären.–
–Zum Beispiel?–
–Wenn du in einem früheren Leben ertrunken bist, kann es sein, dass du jetzt schreckliche Angst vor Wasser empfindest.–
–Und wenn ich Höhenangst habe?–
–Es kann sein, dass dich jemand in einem früheren Leben von der Höhe einer Burg heruntergestossen hat. Ich pflege mit Patienten zu arbeiten, die sich mit solchen oder ähnlichen Symptomen an mich wenden.–
–Und wenn ich weder Traumata noch grosse Ängste habe?–
–Meine Frau arbeitet mit Menschen wie Ihnen, Menschen, die Erinnerungen früherer Leben haben, die nicht traumatisch sind und einfach nur Neugierde verspüren. In ihren anderen Leben haben diese Personen kein Trauma erlitten. Sie bezieht sich auf diese als „die Touristen der früheren Leben“.–
–Nur Touristen, haben sie nichts Brauchbares gemacht?–
–Sogar für den Touristen ist es sehr interessant eine Erinnerung des früheren Lebens zu haben. Es bedeutet, dass wir nicht nur ein physischer Körper sind, sondern eine Seele, die von Körper zu Körper geht.–
–Und der Tod?–
–Die Tatsache, dass wir Seelen sind bedeutet, dass wir nicht so viel Angst vor dem Tod haben müssen. Und wir bräuchten auch nicht so lange Trauerperioden durchzustehen, wie wir sie in unserer Gesellschaft einhalten, weil wir in Wirklichkeit unsterbliche Wesen sind und uns immer wiedertreffen werden mit unseren geliebten Wesen.–
–Wie schön. Das klingt wie ein Märchen.–
–Ja, es ist schön. Doch dass eine Idee aufbauend ist, bedeutet nicht, dass sie wahr ist. Aber ich versichere Ihnen, dass diese es ist. Die meisten religiösen Traditionen glauben an die Wiedergeburt. Sogar das Christentum akzeptierte die Wiedergeburt bis lange nach Christus. In der Bibel gab es dazu in der alten Zeit viele Referenzen.–
–Sie sagen, dass wir eine Seele sind, die sich in unterschiedliche Körper inkarniert. Aber die Weltbevölkerung nimmt zu. Das bedeutet es fehlen Seelen, nicht wahr?–
–Warum müssen wir davon ausgehen, dass die Erde der einzige Ort ist, an dem Seelen existieren?–
–Ah, das wäre mir nicht eingefallen.–
–Die Seelen existieren in vielen Dimensionen und in vielen Universen. Die Erde ist nur ein kleiner Planet in Millionen von Universen.–
–Und warum kommen die Seelen hierher?–
–Sie fühlen sich von der Erde angezogen, weil wir in physischen Körpern leben, und wir fühlen und leben in einer gewissen Weise, durch unsere Sinne. Aber die Anzahl der Seelen, die es auf der Erde gibt, ist winzig verglichen mit der, die es im ganzen Universum gibt. Und es gibt auch Seelen, die sich teilen und mehr als eine Erfahrung gleichzeitig haben.–
–Sie machen Regressionstherapie mittels Hypnose, aber es gibt andere Wege.–
–Es gibt viele andere Wege, wie Meditation, Joga oder Träume.–
–Und die dejà-vu…?–
–Ja, es gibt Personen, die ein dejà-vu – Erlebnis haben und in Wirklichkeit haben sie eine Erinnerung an ein früheres Leben. Sie sind zum ersten Mal in einer Stadt und merken, dass sie die Strassen kennen: Sie waren dort während eines früheren Lebens. Viele Leute haben eine Erfahrung aus einem früheren Leben oder extrakorporale (ausserkörperliche) und sind nicht verrückt. Aber da sie nichts darüber gelesen haben, wissen sie nicht, was mit ihnen passiert. Wenn die Leute in der Zeitung über solche Fälle lesen könnten, würden die Erfahrungen für sie nicht so fremdartig sein.–
–Was sagen Ihnen ihre Meister aus dem Jenseits?–
–Immer wieder dasselbe, weil es eine alte Weisheit ist. Ich habe zwei Quellen, um Information von meinen Meistern zu bekommen: durch meine hypnotisierten Patienten und durch meine Meditation. Die Botschaften beziehen sich auf mehr Frieden und weniger Gewalt auf diesem Planeten. Wir müssen uns ins Gedächtnis rufen, dass wir geistige Wesen sind, dass das unsere wahrhaftige Natur ist. Wir sind hier, um Liebe und Mitleid zu lernen. Wir sind alle miteinander verbunden. Wenn wir jemandem wehtun, tun wir uns selbst weh.–
Am wichtigsten ist die Meditation.
Der Doktor Brian Weiss (New York, 1944) leitete den Fachbereich Psychiatrie der Fakultät für Medizin von Yale und jetzt ist er Ehrenpräsident des Fachbereiches Psychiatrie des Mount Sinai Krankenhauses von Miami. Seine Sprechstunde haben 4.000 Patienten durchlaufen, die glauben wiedergeboren zu sein. Er ist in Barcelona vom Forum der Exzellenz eingeladen. Sein Aussehen ist schwach, verträumt und mit jet lag. Das Erste, was er im Hotel gemacht hat, ist meditieren. Für ihn ist meditieren „wie schlafen und essen“.